Hellmut Diwald: Das Lindenblatt ist unerläßlich. Bemerkungen zur deutsch...


Hellmut Diwald: Das Lindenblatt ist unerläßlich. Bemerkungen zur deutschen Identität

Hellmut Diwald. Das Lindenblatt ist unerläßlich. Bemerkungen zur deutschen Identität. In: Deutsche Identität, hg. von Caspar von Schrenck-Notzing und Armin Mohler, Krefeld 1982. 

Textauszüge: 

 0:18 Deutsche Feindschaften:  

1:45 "Mit einer solchen Aneinanderreihung von Feindschaftsausbrüchen und Brudermord-Szenen unserer Geschichte, wird das Phänomen der deutschen Uneinigkeit in den Vordergrund gerückt, das allgemein als eine unserer kardinalen Schwächen gilt"  

2:26 "Für den Historiker Pierre Gaxotte haben sich solche Wesenszüge unübersehbar in unserer Geschichte manifestiert. Sie sei, „ohne Gleichgewicht und ohne Kontinuität, allenthalben verläuft sie in Kontrasten und Extremen. Deutschland ist das Land der wunderbaren Aufstiege und der apokalyptischen Katastrophen." 

2:48 Die innere Zwietracht:  

2:51 "Streitsucht, Uneinigkeit war so offenkundig in unserer Geschichte, daß sie von den Anrainern des Reiches früh genug registriert und als eine politische Konstante behandelt werden konnte"  

3:24 "Was ist typisch deutsch? Gehört das Faktum der deutschen Uneinigkeit, die unausrottbare Neigung zu einem Widersachertum, dem kaum jemals die Intention fehlt, bis zur zutiefst genossenen Selbstzerfleischung getrieben zu werden; gehört dies zu den Charakteristika, die Aufschluß geben über ein Volk?"  

4:48 "Trotzdem darf man zurecht fragen: Sind für ein Volk vor allem seine Fehler charakteristisch? Oder ist es das sogenannte Positive?"  

5:30 Das Nicht-Dürfen und das Sollen: 

 6:01 "Der Pluralismus sieht in dem Nebeneinander und in der freien Entfaltung der unterschiedlichsten Gruppen das tragende Element unserer demokratischen Ordnung. Unter dieser Voraussetzung wurde uns lediglich gesagt, was wir nicht! tun dürfen: vor allem nicht die Rechte des anderen verletzen. Es wurde aber nicht gesagt, was wir tun sollen!" 

 7:03 "Das Ergebnis ist: Wir haben die größten Schwierigkeiten, eigene Meinungen zu entwickeln, und zwar sowohl über uns selbst und das, was früher einmal als Sinn des Daseins bezeichnet wurde, als auch über das Miteinander in der Familie und unsere Position zum Gemeinwesen, zu unserem Volk, und ebenso schließlich zu dem, was Heimat, was Vaterland, was Nation ist"  

7:28 Der bequeme Deutsche  

8:15 "Der Deutsche ist diszipliniert, obgleich es heute fraglich ist, inwieweit sich dahinter in einem zunehmenden Maß auch Bequemlichkeit und Phantasielosigkeit verstecken. Seine Ordnungsliebe und Sauberkeit gehören als begleitende Eigenschaften zu seiner Organisationsbegabung. Er ist tolerant, aufgeschlossen, erfinderisch, hartnäckig, er ist nüchtern-skeptisch, was Überschwenglichkeiten angeht"  

8:42 "Im Öffentlichen drückt sich das so aus, daß zu vielen Konferenzen die westdeutschen Politiker nur deshalb zu kommen scheinen, um immer wieder aufs neue zu beweisen, wie überzeugend es ihnen gelingt, keine eigene Meinung zum Ausdruck zu bringen"  

9:50 Die Unberechenbarkeit der Deutschen:  

11:07 "Die Anlagen der Deutschen sind schlechthin unfixiert, und dadurch verliert auch die Zumessung von ,gut" und ,böse" ein Gutteil ihres moralischen Fundaments"  

11:51 Gleichgewicht oder Selbstverständnis?  

13:28 Identität "bedeutet vielmehr das Akzeptieren des Soseins; einschließlich aller Beweggründe und Bestrebungen, dieses Sosein hin-zunehmen, oder zu versuchen, es zu ändern"   

14:28 Siegfried und Hagen:  

15:45 Selbstvergewisserung:  

17:00 "Gerade weil wir seit 1945 so unendlich viel verloren haben, ist es uns grundsätzlicher als jemals zuvor möglich, uns bewußt zu werden über das, was zu unseren Gemeinsamkeiten gehört"  

17:28 Selbstfindung des deutschen Volkes  

18:43 "Wir Deutsche sind in diesem Jahrhundert mehrfach in Volks-Teile aufgespalten und dazu gezwungen worden, in unterschiedlichen Staatsverbänden zu leben. Hat sich dadurch aber etwas daran geändert, daß wir Deutsche geblieben sind?"  

20:50 Die nicht verspätete Nation:  

21:35 "In der Geschichte findet sich keine einzige Nationalstaatsbildung. die sich jemals dem Fahrplan eines Historikers oder Politikwissenschaftlers angepaßt hätte, gleichgültig, ob er vor oder nach den Ereignissen entworfen wurde. Und ohne Fahrplan ist keine Verspätung möglich"  

23:01 Hugo von Hofmannsthal schrieb in einem Brief vom 8. Mai 1922 an Carl Jakob Burckhardt den bekümmerten Satz. "Wir unglückselige Deutsche sind doch beständig auf der Suche nach unserer eigenen Nation".  

24:26 "Wer mit sich selbst zerfallen, in sich gespalten ist, besitzt keine Identität. Als Volk sind die Deutschen heute vielfach gespalten. Das können wir vorerst nicht ändern. Niemand aber kann uns daran hindern, unsere Einheit nicht zum Symbol einer politischen Begehrlichkeit verkümmern zu lassen, das keine Erfüllung findet; niemand kann uns hindern, sie im Inneren zu bewahren".

 

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