Gespräch mit Robert Steuckers

Gespräch mit Robert Steuckers
 

Das Gespräch führte Andreas Thierry für die Zeitschrift „Volk in Bewegung“
November 2009

Herr Steuckers, können Sie unseren Lesern in wenigen Worten etwas über die Zielsetzungen der Europäischer Synergien sagen ?

Um pauschal zu wiederholen, was ich schon in verschiedenen Interviews gesagt habe, war die Hauptzielsetzung der Europäischen Synergien, eine Art „Think Tank“ bzw. eine Denkfabrik entstehen zu lassen, wo nonkonformistische Denker und Publizisten aus den ganzen europäischen Kulturraum eine allgemeine Alternative zum herrschenden System hätten entwickeln können. Der Hauptunterschied zwischen konformistischer Systemtreue und nonkonformistischer Systemkritik lag selbstverständlich zwischen einerseits einem geschichtsbewussten organischen und menschennahen Denken und andererseits einem geschichtslosen mechanischen und menschenfremden Denken, das uns als Gipfel des Guten vorgestellt wird und das nicht in Zweifel gezogen werden darf. Um dieses Ziel zu erreichen, wünschten wir uns eine konstante obwohl flotte Zusammenarbeit zwischen Publizisten aller Ecken in Europa, wobei ständig direkte Information, gerade aus den Quellen, verfasst wurde, hauptsächlich durch Übersetzungen und Interviews. Das habe ich persönlich in meinen verschiedenen Zeitschriften wie „Vouloir“, „Orientations“, „Nouvelles de Synergies européennes“, „Au fil de l’épée“, usw. versucht zu konkretisieren. Andere wie Alessandra Colla und Marco Battarra in der Zeitschrift „Orion“ (Mailand) oder früher und diesmal innerhalb der historischen „Neuen Rechten“ der Dr. Marco Tarchi in „Diorama Letterario“ (Florenz) haben eine ähnliche publizistische Strategie entwickelt. Modelle für diese Strategie war die Pariser Zeitschrift „Courrier International“ von Alexander Adler, der eigentlich Übersetzungen aus der ganzen Welt machen lässt. Diese wöchentliche Zeitschrift ist inzwischen und mit selbstverständlich breiterer Unterstützung, eine der meist gelesenen und am besten gemachten Publikationen Frankreichs geworden. Die verbreitet aber leider keinen Europäismus wie wir uns einen gewünscht hätten. Eine ähnliche Strategie, also eine „Imitatio Adleri“, habe ich immer an Zeitschrift- oder Wochenblattherausgebern vergebens suggeriert, auch in Deutschland. Niemand schien Interesse daran zu haben. Schade ! Obwohl der breite Erfolg Adlers zeigt, dass es lohnte sich, so ein Projekt durchzuführen.

Die Europäischen Synergien wurden 1993 gegründet, welche Bilanz ziehen Sie nach über 15 Jahre?

Die Bilanz ist, muss ich zugeben, eher düster. Zwischen 1993 und 2003 hat alles prima geklappt: die Zeitschriften kamen regelmäßig aus, Beiträge von überall bekam die Redaktion, Seminare und Sommerunis fanden jedes Jahr statt. Die plötzliche Erhöhung der Postgebühren Ende der 90er Jahre in Belgien hat die kümmerlichen Finanzen des Unternehmens destabilisiert und dazu kamen auch das Aussterben mancher älteren Abonnenten, die wirklich eine Zeitschrift-Kultur innehatten, und das wachsende Interesse der jüngeren Generationen für das Internet. Bücher und Zeitschriften werden dadurch, besonders in unseren Sprachraum oder im engen Belgien, ob man zuhause französisch oder niederländisch spricht, viel weniger gelesen. Viele Schwesterblätter sind auch während dieses Prozesses verschwunden. Blieb die wallonische Kaderschule unter Leitung von Philippe Banoy, die pausenlos bis heute funktioniert hat, mit „Wachstumsspitzen“ in französisch besetzten Südflandern und Lothringen und regelmäßigen Austauschen mit welschschweizerischen oder flämischen Gruppen. Nach einigen erfolglosen Projekten wurden die beiden neuen Webseiten Anfang 2007 gestartet, die jetzt befriedigende Resultate ergeben ( s.:  http://euro-synergies.hautetfort.com in sieben Sprachen und jeden Tag neu gespeichert und http://vouloir.hautetfort.com ; Diese letzte Webseite wird in Paris in Zusammenarbeit mit ehemaligen französischen Korrespondenten gemacht, die als Aufgabe haben, das Archiv der französisch verfassten Zeitschriften „Vouloir“, „Orientations“, „Nouvelles de Synergies européennes“ sowie zusätzliche Texte und bibliographische Information digital darzustellen und herauszugeben).

Warum kommt es trotz bester Absichten zu keinem besseren Zusammenwirken der nationalistischen Kräfte in Europa?

Eine vollständige Antwort auf diese Frage wurde ein ganzes Buch in Anspruch nehmen. Hauptgrund für diesen Mangel an einer vernünftigen Zusammenarbeit kann bestimmt auf dem Konto des allgemeinen Kulturverfalls gesetzt werden. Früher in der geistesgeschichtlichen Achsenzeit der allgemeinen Kulturrevolution, die Europa zwischen etwa 1860 und 1920 ohne Gewalt erfahren hat, wurden noch Lateinisch und Griechisch in den Gymnasien unterrichtet, was eine allgemeine Kenntnis der modernen Sprachen auch erleichterte, zumindest passiv. Aber so konnten Bücher, Essays und Artikel grenzüberschreitend gelesen werden. Heute wird vielleicht eine weitverbreitete künstliche Sprache „kommunikativ“ benutzt, die „Basic English“ heißt aber die nur die meisten erlaubt, bloß ein Sandwich oder einen Cappuccino im Ausland brabbelnd zu bestellen. Eine gründliche Kommunikation gibt es aber nicht mehr. In nonkonformistischen Kreisen, ist die Tragödie am meisten spürbar in den kaum vorhandenen deutsch-italienischen oder niederländisch-italienischen Kulturbeziehungen. Die umfangreiche italienische Produktion an Büchern, Ideen, Zeitschriften, Veranstaltungen aller Arten wird einfach in unseren nordeuropäischen Gebieten ignoriert, obwohl manche Fragen, die bei uns konfus gestellt werden, intelligente Antworten hätten bekommen können, falls man Bücher aus der Apenninischen Halbinsel gelesen hätte. Dabei denke ich nur an der sehr fein geschliffenen Kritik der mafiaabhängigen Parteiherrschaft, die besonders in Belgien nützlich würde und die im deutschen Raum mit den gut argumentierten Thesen des verstorbenen Prof. Scheuch aus Köln und des Politologen von Arnim kombiniert werden könnten.

Wie beurteilen Sie den pro-zionistischen Kurs, wie  Guillaume Faye in „La Nouvelle Question Juive“ propagierte, und auf den mittlerweile einige Rechtsparteien wie die BNP oder „Pro Köln“ eingeschwenkt sind?

Ja, ihre Frage ist äußerst interessant und verdient vielleicht ein längeres Essay, so kompliziert eigentlich die „question juive“ ist. Zuerst muss ich sagen, dass Faye vielleicht mein ältester Freund in der jetzt langsam abgestorbenen „Neue Rechte“ Bewegung in Frankreich ist und dass trotz allem er mein Freund bleiben wird. Um Freunde zu sein braucht man nicht notwendigerweise die gleichen Standpunkte zu teilen. Gemeinsame Erfahrungen oder Enttäuschungen in der Vergangenheit haben hier mehr Gewicht. Im dahinsiechenden Prozess, das die französische „Neue Rechte“ erlebt hat, waren Faye wie ich und andere die bestimmt nicht rein unschuldigen Opfern eifersüchtiger Kräfte innerhalb des breiten und bunten „rechten“ Lagers, für die Fayes Arbeitskraft und Produktivität ein Dorn im Auge waren. In den 80er Jahren war er eher der Motor in der sogenannten „metapolitischen Bewegung“ Gramscischer Prägung und kein anderer, wie allzu oft falsch behauptet wird. Begriffe wie „das Völkertötende System“ und später „der Archeofuturismus“  bleiben, ob man es will oder nicht, fruchtbare kritische Instrumente um eine alternative „Kritische Theorie“ zu entwickeln, die als Ziel hätte, das herrschende System zu zersetzen genauso wie die Frankfurter Kritische Theorie die üblichen politischen Traditionen in Europa zersetzt hat. Dabei war Faye Schüler von einigen bedeutenden Persönlichkeiten der akademischen Welt Frankreichs, sowie Bertrand de Jouvenel, Julien Freund, als Schmitt-Schüler, Michel Crozier, als kritische Beobachter des herrschenden und blockierenden Systems im Sinne Max Webers, Henri Lefèbvre, als ehemaliger Hauptdenker der französischen KP und Jules Monnerot, der feinste Analytiker der revolutionären Prozesse im 20. Jahrhundert. Über den Einfluss Lefèbvres habe ich schon einen kurzen Artikel geschrieben (s.: http://euro-synergies.hautetfort.com/). Über Freund, Jouvenel und Monnerot hat Faye selbst gründliche Essays oder Artikel verfasst. Über den Einfluss Croziers gibt es leider noch nichts.

„La Nouvelle Question Juive“ würde ich nicht hunderdprozentig als der Ausdruck eines pro-zionistischen Kurses nennen, aber für Vereinfächer aller Schattierungen kann das Buch ja als pro-zionistisch betrachtet werden und im Endeffekt wirkt es doch so, was selbstverständlich anzuklagen ist, weil eben niemand Faye gefragt hat, ein für Durchschnitteuropäer fremdartiges Kuriosum zu rechtfertigen oder als Bundgenosse zu suggerieren. Wenn Faye soziale Prozesse analysiert(e), war er und bleibt er ein Meister, der das Gedankengut seiner brillanten Vorgänger und Professoren ausgezeichnet weiterverbreitet. Aber, wie auch kein anderer nicht konfessionelle und nicht theologisch ausgebildete Intellektueller, kann er sich nicht von heute bis morgen als etwa ein jüdischer Theologe oder als ein Fachforscher in jüdischen Fragen verwandeln. Das probierte er eben mit „La Nouvelle Question Juive“ zu tun! Und hier liegt eben die Hauptschwäche dieses Buches. Nirgendwo werden seriöse Quellen über die eigentliche Geschichte der zionistischen Bewegung wie etwa die Werke Sternhells oder Shindlers oder über die Geschichte Palästinas im 20. Jahrhunderts wie das Buch von Krämer in Deutschland erwähnt. In den Jahren 20 und 30 war die zionistische Bewegung, lernt uns der Historiker Shindler, erstens von den kämpferischen und nationalistischen Iren (Michael Collins) dann später durch die sogenannten „totalen Staaten“ inspiriert, indem die Irgun-Leute hauptsächlich den „British Empire“ bekämpften. Die Lage hat sich nur erst im Laufe der zwei ersten Jahre des Zweiten Weltkrieges geändert, nachdem die britischen Geheimdiensten die letzten pro-deutschen oder pro-italienischen Zionisten kaltblütig abgeknallt hatten! Ohne historisch gegründete Argumente bleibt das Buch ein Kompendium frommer (oder unfrommer) Wünsche, was weder brauchbar noch treffend noch wissenschaftlich ist.

Mein zweites kritisches Argument „La Nouvelle Question Juive“ gegenüber ist es, dass keine kritische Stimmen aus Israel selbst im Buch erwähnt werden: die Zionismus-Kritik innerhalb des hebräischen Staates oder der israelischen Literatur scheint mir doch viel treffender und brauchbarer als alles was im arabischen, europäischen oder amerikanischen Ausland produziert wird und leicht als „antisemitisch“ abgestempelt werden kann. Die Affäre Avraham Burg hat uns das noch mal klar bewiesen. Davon scheint Faye offensichtlich keine Ahnung zu haben. Dann, freche Frage, was ist Zionismus anders als bloß ein Instrument des US-amerikanischen Imperialismus, genauso wie manche (nicht aber alle) sunnitischen bzw. wahabitischen Erscheinungen des Islamfundamentalismus. Fayes Stellungnahme hängt hier von den Thesen des französischen Geopolitikers Alexandre Del Valle ab, der in der ersten Phase seines Schaffens, richtig den Akzent auf der Allianz zwischen den Vereinigten Staaten und der Mudschahiddin Bewegung im Zentralasien legte. Diese Allianz wurde von Zbigniew Brzezinski ausgedacht, um die Rolle der Sowjetunion auf dem sogenannten „Rimland“ Südwestasiens zu erledigen. Sunnitische Islamfundamentalisten dienen auch als mobile „low-intensity-warfare“ Einheiten, um die Schiiten Irans zu bekämpfen oder um die Tschetschenen gegen Russland zu hetzen. Diese sind Fakte, die kaum geleugnet werden können. In der zweiten Phase seiner politischen Tätigkeiten, hat sich aber Del Valle für einen eindeutigen pro-zionistischen Kurs entschieden, wobei er öfters für pro-zionistische Publikationen, wie etwa „Israël Magazine“, Texte verfasst hat. Del Valle, dessen Familie Wurzeln in der ehemaligen Frankreich-Kolonie Algerien hat und grausam vertrieben wurde, wiederholt so vierzig bis fünfzig Jahre später die Bündnis zwischen nationalistischen Kolonisten, die im OAS-Geheimbund gegen De Gaulle rebellierten, und zionistische Kräfte, die auch aus dem unabhängig gewordenen Algerien vertrieben wurden. So lässt sich dieser Kurs besser verstehen, indem man eben mit der traumatischen Erfahrung einer Vertriebenen-Familie Rechnung hält. Natürlich kann eine solche Erfahrung nicht als Orientierungsmuster für den Rest Europas oder für eine künftige europäische Geopolitik als Urmodell gelten, da diese Erfahrung ja auch letztes Ende ein Randphänomen ist. Dabei sollte noch gesagt werden, dass diese Art Debatte noch in Frankreich üblich und sehr lebendig ist und dass der Algerien-Krieg noch ständig für gewaltige Zänkereien sorgen kann.

Meinen Standpunkt habe ich öffentlich zur Gelegenheit eines Kolloquiums der Gesellschaft für Freie Publizistik in Bayreuth 2006 ausgelegt in Anwesenheit von Faye selbst und später auch 2009 in Genf und in Lille: für die Europäischen Synergien bleibt Amerika der Hauptfeind und so sind auch alle Trabanten Washingtons Feinde oder potentielle Feinde, obwohl Nebenfeinde bzw. Feinde zweiten Ranges. In der heutigen Welt sind Schwarz-Weiß-Denkmustern praktisch unbrauchbar, obwohl sie durch die Medien als Täuschungen weit verbreitet werden. Die US-amerikanischen Dienste und ihr mediales „Soft Power“ haben ein äußerst kompliziertes System von Bündnissen und Gegenbündnissen, die man beliebig ändern kann, geschafft und dabei auch ständig zeitlichen Medienwahrheiten fabriziert, die eben auf binären Mustern setzen, um desto leichter Hetzpropaganda gegen irgendwelchen Feind führen zu können. Das „Soft Power“ und die Medienagenturen fabrizieren auch in diesem Rahmen falsche Freunde und falsche Feinde, wie es die rezente Geschichte des Irans oder der langen Krieg zwischen dem Iran und dem Irak uns zeigen, um desto leichter die wirklichen imperialistischen Ziele Amerikas zu verbergen. Im Nah- und Mittelosten gilt es, Chaos so lange wie möglich zu halten und dazu dienen untereinander zankende Zionisten, Sunniten und Schiiten: Man soll es nur vermeiden, dass laizistische arabische Nationalisten, von den früheren Taten Aflaqs oder Nassers inspiriert, den Chaos ein Ende setzen. Dabei will ich auch daran erinnern, dass die sunnitischen Islambrüder in Ägypten die schlimmsten Feinde Nassers und so die heimlichen Bundgenossen Israels und Amerikas waren!

Faye, wie manche unserer Mitbürger, ist in diesem bunt, chaotischen und unbegreiflichen Kontext auch Opfer des allgegenwärtigen „Soft Powers“ geworden, eben hier durch einen gewissen Mangel an historischen Kenntnissen. Faye hat also aus einem intellektuell inakzeptablen Durst an einer falsch begriffenen und allzu vereinfachenden Klarheit für eine anti-islamitische Muster optiert und sein ehemaliger Kampfgenosse de Benoist für eine pro-iranische und pro-islamitische Muster, die eben auch aus einer vernünftigen pro-europäische Haltung nicht anzunehmen ist. Nur eine gründliche Studie der türkischen, ottomanischen, arabischen und iranischen Geschichte kann uns helfen, ein feilloses Instrument zu schaffen, um die Lage in Vorderasien, Mittelosten und Zentralasien zu begreifen.

Ich glaube auch nicht, dass „La Nouvelle Question Juive“ die BNP oder die „Pro Köln“ Bewegung sosehr beeinflusst hat, eben weil das Buch nie übersetzt worden ist und auch scheinbar weniger Einfluss geübt hat, als die anderen Schriften Fayes. In Flandern und in Holland zum Beispiel üben andere Stimmen, etwa in den Resten der Fortuyn-Partei oder heute in der Wilders-Partei, einen viel größeren Einfluss auf die anti-islamitischen Stimmung, die in unseren „Lagen Landen“ überall herrscht. Professoren wie der holländische Dr. Hans Jansen (s.: „Vrij Vlaanderen“, Brüssel, n°1/2009) dienen heute eher als Denker dieser Stimmung als Faye, der isoliert bleibt. Weiter, eine letzte Bemerkung: Um anti-imperialistische oder anti-amerikanische Argumente zu entwickeln, scheint mir heute Lateinamerika mit seiner indigenistischen, bolivarischen, peronistischen und castrischen Traditionen viel interessanter als die arabische Welt, auch weil Chavez in Venezuela oder Lula in Brasilien eine fruchtbare alternative Diplomatie eingeführt haben. Aber kaum hört man etwas über diese Riesendfundgrube treffender Argumente und praktische Realisierungen im „rechten“ Lager. Es ist selbstverständlich unsere Aufgabe als „Euro-Synergisten“, diese Thesen und Themen entdecken zu lassen. Deshalb: http://euro-synergies.hautetfort.com ! Die meisten lateinamerikanischen Argumente, die auf unserer Webseite erschienen sind, können dort in der spanischen Sprache gelesen werden. Es gibt doch auch jetzt überall gute Übersetzungssoftwares! 

Der Fortbestand der Völker Europas ist in noch nie dagewesener Form bedroht. Welche Überlebenschancen hat der weiße Mann im 21. Jahrhundert noch?

Ich spüre in den Ton ihrer Frage, einen deutlichen Einfluss von Scholl-Latours letztem Buch, das Anfang November 2009 in Deutschland erschienen ist.  Ja, Fakt ist es, dass demographisch und rein quantitativ Europa nicht mehr so viel bedeutet als früher. Europa wurde durch die zwei Weltkriege entscheidend geschwächt. Die europäische Geschichte hat uns aber auch gelernt, dass die Europäer manchmal nur während der allerletzten Minute siegreich reagieren, wie etwa in Wien (1529, 1532 und 1683) oder im Mittelmeerraum (Lepanto, 1571), ohne notwendigerweise quantitativ die Oberhand zu haben. Quantität ist nicht so wichtig wie Qualität. Aufgabe der nonkonformistischen Kräfte ist es, und das ist ja ein äußerst schwieriger Einsatz, Qualität wieder zu erwecken, da Quantität ja auch Passivität und Qualität Aktivität impliziert. Ja, eben was Michel Crozier sagte in „Actors and Systems“ (franz. „L’acteur et le système“): der Mensch oder die Völker wurden im herrschenden System gelähmt durch eine Art Hippy-Quietismus oder durch Hyperkonsum. So sind sie nicht mehr „Actor“ im System geblieben und wurden ihnen ihre Freiheit zur Gestaltung ihres politischen Lebens geraubt. Die schwierige Aufgabe ist es nun: aus den passiven Lämmchen wieder aktive Wölfe zu machen, in der Hoffnung zwar das die Anderen in ihrer eigenen Quantität ersticken oder Kollaps durch zu hohe Fieber erfahren. Die Arbeit wird noch morgen noch übermorgen erledigt. Und unsere Enkel werden es vielleicht auch noch ausfechten müssen.

(Verfasst in Vorst-Flotzenberg am 25. und 26. November 2009).

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